Leinenführung: Warum Hunde „ziehen“ und was du tun kannst
Leinenführigkeit gehört zu den größten Herausforderungen im Alltag mit Hund. Was so einfach klingt, ist in der Realität oft frustrierend: Ziehen, Zerren, Stillstand – jeden Tag aufs Neue. In diesem Beitrag schauen wir genauer hin, warum Hunde überhaupt ziehen, was beim Training oft schiefläuft und wie du mit klaren, alltagstauglichen Strategien endlich mehr Ruhe an der Leine erreichst.

Leinenführigkeit beschäftigt nicht wenige Hundebesitzer
Morgens, noch halb verschlafen, den Kaffeebecher in der einen, die Leine in der anderen Hand – und zack: Der Hund zieht. Wieder. Ob zur nächsten Laterne, zum Gebüsch oder einfach nur, weil es schneller geht. Für viele Hundehalter ist das Ziehen an der Leine kein Einzelfall, sondern tägliche Realität – und mit ihr kommt Frust, manchmal sogar Verzweiflung.
Doch warum tun Hunde das eigentlich? Die Antwort ist nicht Bosheit oder Sturheit. Sondern schlicht Logik – aus Hundesicht. Sie laufen schneller als wir, sind neugierig, ständig in Bewegung und ihr Geruchssinn führt sie pausenlos von einer Spur zur nächsten. Wenn Ziehen dazu führt, dass sie näher ans Ziel kommen, wird es zur erfolgreichen Strategie – ganz egal, wie oft wir „Nein“, „Langsam“ oder „Nicht ziehen“ sagen, oder gar an der Leine „ruckeln“.
Was für den Hund funktioniert, wird zur Gewohnheit. Und was für uns wie ein Machtkampf wirkt, ist für den Hund oft nur eines: Orientierungslosigkeit. Denn Leinenführigkeit ist keine angeborene Fähigkeit – sie ist Training, Beziehung, Kommunikation. Und damit auch ein Prozess.
Was sind die häufigsten Trainingsfehler in Sachen Leinenführung?
Viele Hunde ziehen nicht, weil sie stur oder dominant sind – sondern weil wir Menschen ihnen unbewusst beibringen, dass Ziehen funktioniert. Einer der häufigsten Fehler ist Inkonsequenz: An einem Tag darf der Hund zügig vorlaufen, am nächsten soll er plötzlich bei Fuß gehen. Das sorgt für Verwirrung und macht klare Erwartungen unmöglich.
Ein weiterer Fehler: Wir beginnen das Training, wenn der Hund längst gedanklich woanders ist – die Nase auf dem Boden, die Ohren beim nächsten Vogel. Ohne Fokus kein Lernen. Wer dann mit Kommandos oder Leinenruck reagiert, schafft eher Frust als Verständnis.
Auch Timing spielt eine große Rolle. Wird Belohnung zu spät gegeben oder Lob inflationär verteilt, verliert der Hund die Orientierung. Er weiß nicht mehr, wann er etwas richtig gemacht hat – oder was überhaupt.
Viele Menschen greifen außerdem zu viel in die Leine ein: ständiges Korrigieren, Rucken oder Nachziehen unterbrechen den Lernprozess. Statt gemeinsamer Kommunikation entsteht ein Gegeneinander.
Und nicht zuletzt fehlt oft ein klares Trainingsziel. Wer nicht weiß, wie das gewünschte Verhalten aussehen soll, kann es weder üben noch dem Hund verständlich vermitteln. So entsteht ein Training ohne Richtung – und damit ohne Wirkung.
Konkrete Tipps für den Alltag
Gute Leinenführigkeit beginnt im Kopf – und zwar im eigenen. Wer klare Regeln aufstellt und sie konsequent umsetzt, schafft Orientierung für den Hund. Daher muss ich mir selber erst einmal genau überlegen, wie soll der Hund eigentlich in welchem Kontext laufen. Was darf er, was darf er nicht?
Um das Laufen an lockerer Leine zu üben, muss ausserdem unbedingt zwischen Training und Alltag unterschieden werden. Denn wenn der Hund schon lange ritualisiert an der Leine zieht, braucht er zum Erlernen des neuen Verhaltens erst einmal ein kleinschrittiges Training in reizarmer Umgebung.
Viele Hundehalter versuchen, ihrem Hund das Laufen an lockerer Leine auf dem täglichen Gassi-Gang beizubringen, indem sie zum Beispiel stehenbleiben und die Richtung wechseln. Leider stellt sich hierbei schnell Frust ein, weil es einfach nicht klappen will.
Was man jedoch stattdessen braucht, ist ein strukturierter Trainingsplan, eine konkrete Trainingszeit, in der man konzentriert mit dem Hund arbeitet und das Wissen, wann ich wie belohnen und wann ich wie korrigieren muss.
Man darf auch nicht vergessen, sowohl der Hund als auch der Halter müssen sich in ihrem Verhalten umstellen und das benötigt Zeit, Geduld und Übung.
Es gibt ganz unterschiedliche Methoden eine Leinenführigkeit aufzubauen, zum Beispiel kann eine Schleppleine das Training unterstützen. Sie gibt dem Hund mehr Bewegungsfreiheit, ohne dass die Kontrolle verloren geht – ideal, um in ruhiger Umgebung an Orientierung und Rückmeldung zu arbeiten, ohne ständiges Gezerre.
Hilfreich ist auch im Training ein deutliches Startsignal für das gemeinsame Laufen zu geben. Wenn der Hund weiß: Jetzt geht’s los – und jetzt erwarte ich Aufmerksamkeit – fällt es ihm leichter, sich auf den Menschen einzustellen. Ein kurzer Blickkontakt oder ein fester Startpunkt oder der Wechsel der Leine vom Geschirr auf das Halsband können dabei helfen.
Und nicht zuletzt gilt: Loben, wenn es klappt oder der Hund das richtige Verhalten schon von sich aus zeigt. Viele Hunde hören ständig nur Korrekturen, aber kaum Rückmeldung, wenn sie nicht ziehen. Wer ruhiges Laufen gezielt belohnt – mit Stimme, Leckerli oder einem kurzen „Lauf!“-Freigabesignal – verstärkt genau das Verhalten, das wir sehen wollen.
Du wünscht dir konkrete Hilfestellungen?
Wenn du dir Unterstützung bei der Leinenführigkeit wünschst, melde dich gern bei mir. Als Hundetrainer begleite ich dich und deinen Hund individuell, alltagsnah und mit einem klaren Plan in Düsseldorf und Umgebung. Schreib mir einfach – ich freue mich, euch kennenzulernen!
