Insektenbasiertes Hundefutter: Bloß ein Trend oder nachhaltige Futterquelle?

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt und Tierhalter zunehmend auf Umweltaspekte achten, stellt sich die Frage: Kann insektenbasiertes Hundefutter eine echte Alternative zu herkömmlichem Fleisch darstellen? Klingt diese Proteinquelle zunächst ungewohnt, so lohnt es sich, genauer hinzuschauen – bietet Insektenprotein für Hunde möglicherweise nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch gesundheitliche und zukunftsweisende Perspektiven?

 Insektenbasiertes Hundefutter: Bloß ein Trend oder nachhaltige Futterquelle?

Was ist insektenbasiertes Hundefutter?

Insektenbasiertes Hundefutter wird aus bestimmten, gezüchteten Insektenarten hergestellt. Besonders beliebt sind die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens), aber auch Mehlwürmer oder Grillen kommen zum Einsatz. Diese werden getrocknet, gemahlen und als hochwertige Proteinquelle verarbeitet. Das Ergebnis ist ein vollwertiges Futter, das entweder als Trocken- oder Nassfutter sowie in Form von Snacks und Leckerlis angeboten wird.

Für welche Hunde ist Insektenfutter geeignet?

Insektenbasiertes Hundefutter kann für viele Hunde eine geeignete Ernährungsoption darstellen, insbesondere für Tiere mit Futtermittelallergien oder -unverträglichkeiten, da Insektenprotein häufig als alternative Eiweißquelle gut vertragen wird. Auch Hunde mit einem empfindlichen Verdauungssystem können von der leichter verdaulichen Proteinquelle profitieren. Darüber hinaus stellt Insektenfutter eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichem Fleischfutter dar, was vor allem für Hundehalter interessant sein kann, die bei der Fütterung auf ökologische Aspekte und Ressourcenschonung achten möchten. Dennoch sollte die Umstellung auf Insektenfutter immer individuell und gegebenenfalls in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen, um sicherzustellen, dass die Ernährungsbedürfnisse des jeweiligen Hundes optimal abgedeckt sind.

Welche Produkte gibt es auf dem Markt?

Der Markt für insektenbasiertes Hundefutter wächst rasant. Einige etablierte Marken sind:

  • Tenetrio: Deutscher Hersteller, verwendet eigene Insektenzucht, bietet Trockenfutter und Snacks an.
  • Eat Small: Nachhaltig und CO2-neutral, spezialisiert auf funktionale Leckerlis.
  • Yora: Premium-Futter aus England, mit ausgewogener Rezeptur.
  • Green Petfood „InsectDog“: Bekannt aus Drogerien und Tierbedarfsmärkten, auch als Sensitiv-Variante erhältlich.

Die Produkte sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Konsistenzen und für unterschiedliche Altersgruppen erhältlich.

Wie wird das Insekten-Futter hergestellt?

Die Produktion von insektenbasiertem Hundefutter erfolgt unter hygienischen und kontrollierten Bedingungen und gilt in vielen Studien als effizient. Zahlreiche Untersuchungen heben hervor, dass die Herstellung von Insektenprotein im Vergleich zu herkömmlichem tierischem Fleisch oft mit einem geringeren Ressourcenverbrauch verbunden ist. So benötigt die Zucht von Insekten beispielsweise weniger Wasser, Futter und Landfläche und verursacht in der Regel geringere Treibhausgasemissionen (vgl. Oonincx et al., 2010; van Huis et al., 2013). Diese Faktoren sprechen für eine potenziell bessere Umweltbilanz von Insektenfutter.

Gleichzeitig zeigen neuere Studien, wie die von Ricardo im Auftrag des britischen Umweltministeriums DEFRA aus dem Jahr 2023, dass die CO₂-Bilanz von Insektenmehl im Vergleich zu pflanzlichen Proteinquellen wie Soja weniger günstig ausfallen kann. Insbesondere im Vergleich zu Soja, das als besonders effiziente pflanzliche Eiweißquelle gilt, kann die Umweltbilanz von Insektenprotein teilweise schlechter sein.

Diese unterschiedlichen Ergebnisse verdeutlichen, dass die Umweltverträglichkeit von Insektenfutter von verschiedenen Faktoren abhängt, etwa von der Art der Insekten, den Haltungsbedingungen, der Verarbeitung und dem Vergleichsmaßstab. Daher sind weitere Forschungen erforderlich, um die Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen von insektenbasierten Futtermitteln umfassend zu bewerten.

Bedenken und Vorurteile – was ist dran?

Einige Hundehalter stehen dem Einsatz von Insekten als Futterbestandteil noch zurückhaltend gegenüber, da dies für viele neu und ungewohnt ist. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Hunde Insektenbasiertes Futter im Allgemeinen gut akzeptieren und vertragen. Die Nährstoffzusammensetzung von Insektenprotein kann vergleichbar mit der von herkömmlichen Proteinquellen im Hundefutter sein, wobei es je nach Produkt Unterschiede geben kann.

Hinsichtlich allergischer Reaktionen liegen derzeit nur wenige Studien vor. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Allergien gegen Insektenprotein selten sind, jedoch sollten Hundehalter, deren Tiere bereits bekannte Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten haben, vorsichtig sein und gegebenenfalls Rücksprache mit einem Tierarzt halten.

Weitere Informationen zu Allergien im Zusammenhang mit Insektenfutter finden sich in Fachpublikationen wie etwa in der Zeitschrift Frontiers in Veterinary Science oder bei veterinärmedizinischen Fachgesellschaften. Eine hilfreiche Übersicht bietet zudem die Studie von De Marco et al. (2021) „Insects as a novel protein source for dog food: Nutritional, safety and allergenicity aspects“ (Frontiers in Veterinary Science).

Die Studie bietet eine umfassende Analyse der Verwendung von Insekten als Proteinquelle in Hundefutter. Sie untersucht die ernährungsphysiologischen Vorteile, die Sicherheitsaspekte und die potenzielle Allergenität von Insektenproteinen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Insektenproteine eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen darstellen könnten, insbesondere für Hunde mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Allerdings betonen die Autoren auch, dass weitere Forschung notwendig ist, um die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere und mögliche allergische Reaktionen besser zu verstehen.

Zulassung in der EU

Insektenbasiertes Hundefutter unterliegt in der EU strengen rechtlichen Regelungen, vor allem hinsichtlich der Hygiene, Rückverfolgbarkeit und Sicherheit der verwendeten Proteinquellen. Die rechtliche Grundlage bildet unter anderem die EU-Verordnung (EG) Nr. 767 von 2009, die regelt, welche Einzelfuttermittel in Heimtiernahrung eingesetzt werden dürfen. Zusätzlich greifen Verordnungen zur Futtermittelhygiene (EG Nr. 183 von 2005) und zur Verarbeitung tierischer Nebenprodukte (EG Nr. 1069 von 2009). Damit ist die Nutzung bestimmter Insektenarten – wie der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens), Mehlwürmern (Tenebrio molitor) und Hausgrillen (Acheta domesticus) – in Heimtierfutter rechtlich erlaubt, sofern sie aus zugelassenen, hygienisch kontrollierten Zuchten stammen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bisher vor allem die Sicherheit von Insekten als Lebensmittel für den Menschen bewertet, nicht jedoch explizit für Haustiere. Dennoch wird auch in wissenschaftlichen Kreisen der Einsatz alternativer Proteinquellen wie Insekten in der Tierernährung als vielversprechend und potenziell sicher angesehen.

Umstellungstipps für Neulinge

Insektenbasiertes Hundefutter gewinnt zunehmend an Aufmerksamkeit. Es wird als mögliche Alternative zu herkömmlichem Hundefutter betrachtet, insbesondere im Hinblick auf Umweltaspekte, Tierwohl und Nährstoffversorgung. Für Hundebesitzer, die sich über neue Futteroptionen informieren möchten, bietet sich die Möglichkeit, auch diese innovative Variante zu prüfen.

Wer zum ersten Mal insektenbasiertes Hundefutter füttert, sollte die Umstellung behutsam angehen, um Verdauungsprobleme zu vermeiden und dem Hund die Eingewöhnung zu erleichtern. Hier einige praktische Tipps:

Langsame Futterumstellung

Beginne mit einem kleinen Anteil des neuen Futters – etwa 25 % Insektenfutter und 75 % des bisherigen Futters. Erhöhe den Anteil des Insektenfutters über einen Zeitraum von 3 bis 5 Tagen schrittweise, bis der komplette Napf damit gefüllt ist. So kann sich das Verdauungssystem deines Hundes optimal anpassen.

Kot beobachten

Während der Umstellungsphase solltest du die Beschaffenheit des Hundekots im Blick behalten. Weicher oder sehr harter Stuhl kann auf eine zu schnelle Umstellung hindeuten. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Anpassung langsamer vorzunehmen.

Ausreichend Wasser anbieten

Stelle sicher, dass dein Hund jederzeit Zugang zu frischem Wasser hat. Gerade bei der Fütterung von Trockenfutter ist eine gute Flüssigkeitszufuhr wichtig für eine gesunde Verdauung.

Bei Unsicherheit tierärztlichen Rat einholen!

Wenn dein Hund besonders sensibel reagiert oder bereits bekannte Verdauungsprobleme hat, lohnt sich ein kurzes Gespräch mit der Tierärztin oder dem Tierarzt vor der Umstellung. Sie können individuelle Empfehlungen geben und eventuelle Unverträglichkeiten besser einschätzen.

Diesen Beitrag habe ich sorgfältig und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Er dient ausschließlich der allgemeinen Information und soll Denkanstöße bieten, stellt jedoch keine wissenschaftliche Abhandlung oder fachliche Beratung dar. Für individuelle Fragen oder gesundheitliche Anliegen wende dich an eine qualifizierte Fachperson.
 

← zurück zur Übersicht
vorheriger Artikel
nächster Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert